Ein Roadtrip durch die schottischen Highlands

„Anhalten!“ Die Rufe von der Rückbank unseres kleinen Mietwagens kommen jetzt beinahe so häufig, dass man die in der letzten Stunde zurückgelegte Strecke auch direkt hätte zu Fuß laufen können. Ein aufgeregtes „Fahr‘ hier links ran.“ und ein kurzes „Perfekt. Danke!“ folgen, schon reißen wir die Türen auf und springen aus dem Auto. Sofort weht uns die frische, schottische Bergluft ins Gesicht. Wir erwischen gerade eine der vielen sonnigen Pausen, die sich zwischen das unbeständige Märzwetter mischen und dabei so tun, als hätte es seit Tagen nicht geregnet. Über das Wetter wollen wir uns auf jeden Fall nicht beschweren. So zaubert es doch eine ungemeine Spannung und Vielfalt in die so einsame Felslandschaft und lässt die beindruckende Natur noch viel dramatischer wirken.

Nach zwei Nächten in der schottischen Hauptstadt, dem königlichen und historisch-schönen Edinburgh, führt uns unser lediglich zwei Tage langer Roadtrip durch das Herz des schottischen Hochlands. Dabei werden wir bereits nach wenigen Fahrminuten auf der A9, der gemeinhin als Highland Highway bekannten Fernstraße, so positiv überrascht, dass wir an jedem zweiten Parkstreifen stoppen müssen. Entlang der Strecke verlaufen zahlreiche Bergketten, Hügel und Täler und zeigen uns das Schottland, das wir bereits aus Reiseführern und Filmen kennen. Zum diesjährigen Frühlingsbeginn leuchten uns allerdings ganz andere Farben von den uns umgebenden Hängen und Gipfeln entgegen. Die ansonsten so saftig-grünen Gräser zeigen noch immer herbstliche Gold- und Bronzefarben und eine in der Mittagssonne weiß leuchtende Schneedecke liegt über den dunklen Felsvorsprüngen der Bergspitzen. Blassviolette Streifen aus Heidegras und blätterlose Laubbäume erschaffen mit tiefgrünen Nadelwäldern bunte Fleckenteppiche, wohin das Auge reicht.

Unsere Route führt uns nun durch das beschauliche Pitlochry, vorbei am Fluss Tummel und hinein ins nördliche Inverness, wo uns die urig-gemütliche Atmosphäre bei landestypischen Whiskey und üppigen Fischgerichten im Waterfront Pub scheinbar schon erwartet hat. Gut gestärkt und ausgeschlafen verlassen wir früh am nächsten Morgen unser Bed & Breakfast in Richtung Loch Ness. Ein Zwischenstopp beim sagenumwobenen Süßwassersee, der mit seinen Geschichten von Nessie, dem Ungeheuer von Loch Ness, jährlich unzählige Touristen aus aller Welt anlockt, darf natürlich nicht fehlen. Auch wenn das „Loch“ letztendlich landschaftlich nicht auffällig anders ist als viele, viele andere Gewässer der schottischen Highlands, gehört Nessie einfach ebenso zu Schottland wie Kilts, Schafe oder Dudelsäcke. Wenige Stunden später standen wir bereits auf einer Aussichtsplattform bei Glenfinnan, von wo wir auf der einen Seite den Loch Shiel und auf der anderen Seite das aus vielen Filmen bekannte Glenfinnan-Viadukt, über das noch heute in regelmäßigen Abständen der Hogwarts Express kutschiert, blicken.

Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich Glencoe, das Tal der Täler und landschaftliche Highlight unserer Reise. Hier kann man einfach nicht anders, als ständig anzuhalten, auszusteigen und zu staunen. So atemberaubend präsentiert Schottland hier seine rau-romantische, schroffe und endlose Schönheit.

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Schneebedeckte Berggipfel in den Schottische Highlands

Glencoe, Schottische Highlands

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Glencoe, Highlands, Schottland