Die Sonne scheint, nur über dem fernen Horizont sind einige wenige Wolken zu erkennen. Der Strand ist so weiß, dass wir Sonnenbrillen brauchen, um überhaupt etwas sehen zu können. Die Landschaft ist traumhaft schön, das Wasser ist klar und die zahlreichen Palmen und Bananenstauden verstecken die dahinterliegenden Hotels. Bulgarische Betonburgen gibt es keine. Im Wasser liegen kleine Motorboote, in denen kenianische Kapitäne auf unternehmungslustige Touristen warten. Dazwischen treiben einige dutzend Einheimische in großen, luftgefüllten Gummireifen. Schwimmen können hier fast nur die Europäer.

Da wir mit Mwangi, unserem kenianischen Gastbruder, unterwegs sind, werden wir von den meisten Beach Boys, Kameltreibern und Souvenier-Händlern in Ruhe gelassen. Und Ruhe ist am Bamburi Beach unbezahlbar. Wer hier als Mzungu (Weißer) alleine unterwegs ist, muss mit stundenlanger Belagerung rechnen. Den einzigen Zufluchtsort bieten einzig die durch Sicherheitsleute bewachten Privatstrände der angrenzenden Hotels.

Trotz Bilderbuch-Lage und frisch aufgeschlagener Kokosnuss in der Hand fühlen wir uns hier nicht sonderlich wohl. Ein Blick in die gut besuchten Strandbars des anliegenden, öffentlichen Kenyatta Beach verrät, warum. Stuhl für Stuhl sitzen wartend blutjunge, aufgetakelte Kenianerinnen, während sie den scheinbar wohlhabenden Weißen schöne Augen machen. Viele von ihnen waren dabei bereits erfolgreich. Ein kleines Tächtel-Mächtel hier, ein Strauß roter Rosen dort. Altersunterschiede von über 30 Jahren sind dabei keine Seltenheit. Der Traum von einem europäischen Gönner, einigen kostenlosen Drinks oder gar einem Leben in Deutschland, Italien oder Frankreich lässt den Sex-Tourismus unübersehbar boomen.
Selbst die nahe gelegende Wirtschaft hat sich darauf bereits eingestellt. In der nur wenige Gehminuten entfernten Late-Night-Pharmacy unserer Gastmutter sind Viagra und Kondome unantastbare Erfolgsschlager.