Irgendwo in Hervey Bay, kurz nach Sonnenaufgang. Unser bisher touristischster Ausflug startet bereits früh am Morgen und beginnt mit einer Busfahrt, die uns augenblicklich in Kaffeefahrtlaune versetzt. Aber auch das gehobene Alter der anderen Passagiere und das auffällig hohe Aufkommen von Sandalen – wohlgemerkt ohne die obligatorischen, deutschen Tennissocken – spricht nur eine Sprache: Das wird lustig.

Am River Head tauschen wir den Tourbus gegen die Fähre. Was schon damals im Sandkasten ein guter Deal war, stell sich auch heute als richtige Wahl heraus. Die mittlerweile schon recht hoch am Himmel stehende Sonne lässt uns und die weiteren Möchtegern-Entdecker gekonnt die Sonnencreme zücken, die direkt am Rumpf schwimmende Salzwasserschildkröte sorgt ihrerseits für den ersten Auftritt der Hobbyfotografen. In ihren teilweise stark an Crocodile Dundey erinnernden Outfits verbreiten sie beinahe etwas wie Abenteuerlust. Auf Fraser Island angekommen tauschen wir die gerade lieb gewonnene Fähre wieder in einen Bus um, der dank seiner Offroad-LKW-Bereifung und großflächigen Panoramafenstern den ersten allerdings deutlich übertrumpft. Letztendlich also alles richtig gemacht.

Die Tour über die größte Sandinsel der Welt beginnt sportlich. In engen Kurven und auf steil ansteigenden Hügeln zeigt der blaue Koloss der Fraser Explorer Tours, was er kann und zudem unmissverständlich, dass man auf den sandigen Wegen mit nichts anderes als einen Allradantrieb eine faire Chance bekommt. Das Inselinnere rund um die Central Station hat seit Jahrmillionen dichter Regenwald in Beschlag genommen. Szenen aus Jurassic Park kommen uns in die Köpfe. Hinter jeder Ecke und jedem Farn wäre das ideale Versteckt für einen oder mehrere Velociraptoren auf Beutezug. Ein Jammer, dass ihr es nicht gepackt habt, Jungs. Hier würdet ihr euch wohlfühlen.

Aus dem Dickicht des Urwaldes lässt sich nach rund einer halben Stunde Schaukelfahrt das andere Ende der Insel erkennen. Auf dem liebevoll Fraser Island Highway genannten 75-Mile-Beach herrscht alles andere als gemütliche Badeurlaubsatmosphäre. Mit bis zu 80 Stundenkilometern rast ein Pick-Up nach dem nächsten über die holprige Sandpiste. Wie eine Fatamorgana stehen am Straßenrand vereinzelnde Fischer knietief im Wasser. Eine unwirkliche Kulisse, der das Schiffswrack des einst glamourösen Luxusliners Maheno das I-Tüpfelchen aufsetzt. „Der weltweit wohl meist fotografierte Haufen Metall“, scherzt unser Tourguide und könnte damit wohl richtig liegen. Fotogen ist er schließlich.

Nach einem Pilgerlauf durch den glasklaren Eli Creek, bei dem der g heutige Menschenauflauf etwas an die rituellen Waschungen am indischen Ganges erinnert und einem leckeren Buffet mit Großkantinenflair macht sich unsere Gruppe auf zum letzten Highlight auf der Tagesordnung. Dass alles reibungslos funktioniert und wir jede Station pünktlich verlassen, ist schon erstaunlich. Anscheinend haben wir viele Streber an Board, das würde auch die vielen Sandalen erklären. Am berühmten Lake McKenzie kommen endlich die mitgebrachten Badekostüme zum Einsatz. In dem paradiesischen Süßwassersee trifft feinstes Volvic-Evian-Vittel-Wasser (natriumarm) auf feinsten Kosmetiksand, den die großen Drogerieketten sicherlich längst verpackt und für horrende Summen weiterverkauft hätten, wäre das Areal nicht unter strengen Auflagen geschützt. Türkisblaues Wasser, Sonnenschein und der über dem anderen Seeufer leuchtende Regenbogen lassen uns keine Wahl und ein kitschiges Urlaubsfoto nach dem anderen schießen.

Zum Abschied erscheint am Anleger ein Rudel Dingos, die unseren Tag auf Fraser Island in bester Bilderbuchmanier abrunden. Die für die Insel berühmten Wildhunde stehen am Ufer und machen streng genommen gar nichts als in der untergehenden Abendsonne zu verharren und der langsam zurück zum Festland gleitenden Fähre hinterherzuschauen. Was für ein Hundeleben! Winken wäre aber auch zu viel verlangt.

Unser Fazit fällt trotz der leider unumgänglichen Wucherpreise positiv aus. Nicht ohne Grund wird die Insel in jedem noch so schlechtem Reiseführer als absolutes Muss angepriesen. Viele landschaftliche Höhepunkte sind einmalig und mit einem gewissen Augenzwinkern sind auch all die anderen Urlauber kein Störfaktor. Und immerhin: Rheumadecken wurden uns keine versucht anzudrehen.

Süßwasserbach bei der Central Station, Fraser Island

Maheno Shipwreck, Fraser Island Highway

Tourbus der Fraser Explorer Tours, Fraser Island

Allgemeine Informationen über Fraser Island per Ein-Tages-Tour

Eintrittspreise / Kosten

Je nach Anbieter und Saison liegen die Preise für einen geführten Tagesausflug zwischen 150 und 250 australischen Dollar.

Lage und Anfahrt

Die Fährfahrten starten täglich ab Rainbow Beach oder River Head (Hervey Bay), ein Transfer vom und zum Hotel oder Campingplatz ist oftmals inklusive.

Dauer und Ablauf

Die One Day Explorer Tour startet morgens um etwa 7 Uhr und endet am Abend gegen 18 Uhr. Die Reihenfolge der Sehenswürdigkeiten kann sich mit den Gezeiten ändern.

Mitbringen

Wasser, Snacks, Sonnencreme und -hut, Kamera, Schwimmsachen, Handtuch und eine gesunde Portion Humor. Wanderschuhe sind nicht nötig.