Zum Glück hat der Raum ein Fenster und ist bis auf die knallblaue Tür dezent in weiß gestrichen. Wäre etwas anderes der Fall, hätten wir wahrscheinlich innerhalb weniger Minuten einen Kollaps erlitten. Das keine volle 3m² umfassende Zimmer erinnert uns spontan an unsere alte Abstellkammer, Heimatgefühle wollen aber dennoch nicht so richtig aufkommen. Was will man auch erwarten, wenn man die günstigste Unterkunft in ganz Sydney Downtown bucht? Dass sie dennoch nicht einmal wirklich preiswert ist, spielt anscheinend keine Rolle.

Nun denn, viel mehr Platz wäre im Campingbus schließlich auch nicht, denke ich und starre gegen die nur wenige Zentimeter entfernte Zimmerdecke. Tick, tack, tick, tack. So sehr ich mich auch bemühe, zur Seite glotzen lassen sich die Wände leider nicht. Wenige Minuten später muss ich dann doch fliehen. Nicht, dass der Rest der Wohnung bedeutend geräumiger wäre, aber selbst die 8m² große Küche ist im unmittelbaren Vergleich palastähnlich. Der Raum ist tatsächlich so klein, dass unser Vermieter Roger diesen in drei Etagen aufteilen musste, damit überhaupt irgendjemand oder irgendetwas darin „Platz“ findet. Auf der Untersten, dem Boden, befindet sich gerade ausreichend Staufläche für unser Gepäck, auf den zwei sich darüber befindenden, mit dünnen Schaumstofflappen ausgelegten Holzpritschen schlafen wir. Richtige Matratzen wären auch erheblich zu sperrig gewesen.
Roger kommt übrigens ursprünglich aus Hongkong. Das erklärt schon  alles, denke ich weiter. Damit meine ich nicht seine zurückhaltende Statur und stark komprimierte Y-Achse, sondern viel mehr den Umstand, dass er nie etwas anderes kennengelernt hat. Blöde Vorurteile. Er könnte genau so gut „Daan“ heißen, aus Holland kommen und eine ausgeprägte Vorliebe für Wohnwagenatmosphäre haben. „Nimm’s locker“, nehme ich mir vor und klettere zurück in das Puppenhaus. Da draußen bietet Sydney schließlich reichlich Platz für alle.