Ewige Stille durchdringt die Nacht, als sei es niemals anders gewesen. Nur das sanfte Geräusch der gegen den Rumpf plätschernden Wellen und die Gitarrenklänge der Dire Straits aus der Stereoanlage. Einer dieser Abende, von denen man sich wünscht, sie würden nie zu Ende gehen, die man eng umschlungen festhalten möchte, einer dieser Momente, die man eigentlich viel zu selten erlebt. In der Ferne, hinter den langsam im Schwarz verlaufenden Umrissen der Mangrovenwälder taucht die Sonne ins Meer und verwandelt den Himmel in ein weiches Violett-Rot. Aus der Küche des Katamarans duftet es verführerisch, Rotwein und Seeluft vollenden das, was man wohl einen perfekten Moment nennt. Bei David Grays Sail Away summt Carlos leise mit. Das ist sein Song, beinahe so, als sei er einzig für ihn geschrieben worden. Nachdenklich, aber bis ins tiefste Innere zufrieden blickt er in die Dunkelheit.

Wenige Stunden zuvor legen wir von der Marina des Southport Yacht Club ab und steuern die vor der australischen Gold Coast gelegene Sandinsel Stradbroke Island an. Dabei waren wir bereits nach den ersten Minuten wie alte Freunde auf ein und derselben Wellenlinie. Carlos muss man einfach lieben. Ein Lebemann wie aus dem besten Nautikroman, ein Herz größer als der pazifische Ozean. Noch scherzen und lästern wir über die massigen, uns ständig ins Schaukeln bringenden Motoryachten der wohlhabenden Hobbykapitäne, schon steht Patrick selbst am Steuer und navigiert die Bella Donna vorbei an Sandbänken und denen darauf sitzenden Pelikanen.

Der „Bedroom“, eine ruhige, windgeschützte Bucht vor dem südlichen Ende der Stradbroke-Insel, erreichen wir nach etwa fünf Stunden. Von hier aus verlassen wir den bärtigen Seemann und seine „schöne Dame“ für einen Spaziergang durch die Sanddünen. Das Wetter spielt mit, der Himmel ist wolkenlos blau. Mit Karamellkaffee, Zimtdonuts und seinem selten sympathischen Grinsen empfängt uns Carlos, als wir zurück an Board gehen und den Abend mit guter Musik und guten Gesprächen beim Angeln langsam ausklingen lassen.

Genauso wie der letzte Tag zu Ende ging, fängt der neue an: herrlich entspannend. Frühstück, Sonne, Schwimmen im Meer. Ein wenig mulmig ist uns dabei allerdings schon. In Australien weiß man ja nie so recht, mit wem man sich das kühle Nass gerade teilt. Machen müssen wir es trotzdem. Und überhaupt, Haie, die man nicht sieht, beißen auch nicht. Nach dem Mittag setzen wir unseren Törn fort und fahren Dank Motorkraft weiter entlang der Küste. Das Wetter ist zu gut zum Segeln. Der Wind weht nur schwach und zudem aus der falschen Richtung. Irgendwie schade und schön zugleich. Beschweren wollen wir uns zumindest nicht. Mit dem Beiboot geht es schon bald an den Strand, wo uns Carlos leidenschaftlich in die Kunst des Bocciaspielens einweist, bevor wir uns mit rustikalem Barbecue und endlosen Schachpartien in unseren letzten Abend stürzen, unsere letzte Nacht mit Carlos und seiner Bella Donna.

Segeltrip nach Stradbroke Island auf der Bella Donna

Segeltrip nach Stradbroke Island auf der Bella Donna

Segeltrip nach Stradbroke Island auf der Bella Donna

Segeltrip nach Stradbroke Island auf der Bella Donna

Segeltrip nach Stradbroke Island auf der Bella Donna

Segeltrip nach Stradbroke Island auf der Bella Donna

Segeltrip nach Stradbroke Island auf der Bella Donna