Das Telefon klingelt und als wir den Namen auf dem Display unseres eigenst für die Reise angeschafften Billig-Smartphones lesen, müssen wir beide schmunzeln. „Hello my friend, are you around?“. Es ist Nyachae, ein junger kenianischer Tuk-Tuk-Fahrer, den wir rein zufällig kennengelernt haben und nun gelegentlich für kleinere Fahrten buchen. Mittlerweile können wir uns auf seinen täglichen „Can I pick you up somewhere?“-Anruf verlassen. Seine Geschäftstüchtigkeit kommt uns nur recht, da wir uns so nicht bei jeder Fahrt aufs Neue einen günstigen Fahrpreis erfeilschen müssen.

„Give me five minutes!“, beendet Nyachae das Gespräch. Erfahrungsgemäß wissen wir aber, dass wir nun mit einer Wartezeit von mindestens 30 Minuten rechnen müssen. So entschließen wir uns kurzer Hand noch für einen längeren Bummel in dem nahen Supermarkt zu verschwinden. Wie erwartet erscheint Nyachae eine gute halbe Stunde zu spät am vereinbarten Treffpunkt hinter dem Naivas-Einkaufzentrum in Nyali, begrüßt uns mit einem freundlichen „Jambo“ und öffnet uns die verbeulte Blechtür seines sonnengelben dreirädrigen Taxis. Es folgt der übliche Smalltalk. „How are you today?“, „We’re fine, how about you?“, „Great!“.

Nach etwa drei Minuten Fahrt stoppt Nyachae dann plötzlich aus unerfindlichen Gründen. „Give me a few minutes“, sagt er noch kurz, bevor er das Tuk Tuk verlässt. Wir schauen uns verwundert an. Was ist denn nun los? Nyachae ist bereits aus unserem Sichtfeld verschwundet und uns bleibt nichts anderes übrig, als auf seine Rückkehr zu warten.

Einige Zeit später kommt der Geheimnistuer schließlich auf dem Rücksitz eines Bodaboda-Fahrers angefahren. In der Hand hält er eine Ein-Liter-PET-Flasche mit Benzin. Unglaublich. Als die Blechkiste darauf hin nicht mehr anspringen will, können wir nur noch mit unseren Köpfen schütteln. Zum Glück hilft man sich in Kenia gerne, sodass der nächste vorbeifahrende Tuk-Tuk-Kollege kurzer Hand anhält und gemeinsam mit Nyachae an allen möglichen Kabeln, Hebeln und Knöpfen zieht, ruckelt und drückt bis der Motor wieder zu klappern beginnt. „Saba, saba?“. Wir fragen nach, ob nun wieder alles in Ordnung sei. „Saba, saba!“, antwortet unser nun grinsender Freund und fährt weiter als wäre nichts gewesen.

P.S.: Am Tag darauf gab das Tuk Tuk dann vollends seinen Geist auf. So kam Nyachae kurz entschlossen mit seinem großen Bruder angefahren und das obige Bild entstand.